„Ich wachse, wenn ich mit mir die richtige Verbindung herstelle."
  © Michael Marie Jung, Professor, deutscher Hochschullehrer, Führungskräftetrainer, Coach und Wortspieler 

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von Natalie Lutz 5. September 2020
In Zeiten des Corona-Virus ist diese Frage vermutlich für fast jeden mit „ja“ zu beantworten. Doch diese Ängste sind mehr oder weniger berechtigt, da es sich um eine reale Bedrohung handelt. Was aber wenn wir Angst haben einen Herzinfarkt zu erleiden, ohne dass es tatsächliche Risiken dafür gibt? Oder wenn wir Angst haben, uns in der Öffentlichkeit zu blamieren? Oder wenn ich Angst vor Spinnen habe, obwohl ich weiß, dass diese mir (in Deutschland) nichts tun können? Oder wenn wir Angst haben, im Supermarkt zu kollabieren? Oder wenn aus heiterem Himmel plötzlich Angst auftaucht, ohne dass es dafür einen Grund gibt? Dann sprechen wir Psychologen von pathologischer Angst. Laut den S3-Leitlinien zu Behandlung von Angststörungen sind Angststörungen die häufigste psychische Erkrankung überhaupt. Das Risiko innerhalb eines Lebens an einer Angststörung zu erkranken liegt zwischen 14 und 29%. Frauen sind allgemein häufiger betroffen, außer bei der sozialen Phobie (Angst sich peinlich zu verhalten). Ängste sind oft nicht rational erklärbar und dennoch kennen die meisten solche Ängste, obgleich diese nicht immer pathologisch sein müssen. So hatte ich beispielsweise vor meiner schriftlichen und mündlichen Prüfung zur Psychotherapeutin kürzlich Ängste zu versagen. Ich dachte „was ist, wenn ich das nicht schaffe?“, „und wenn ich es schaffe, schaffe ich es gut?“ oder Gedanken wie „jetzt werden alle merken, dass ich doch nicht so gut bin wie andere denken“ (der innere Kritiker mal wieder). Ich hatte an diesen Tagen keinen Hunger, Bauchschmerzen, mein Herz schlug so schnell, ich dachte es explodiert gleich, ich war angespannt, ich schwitzte und zitterte. Meine Gedanken überschlugen sich. Selbst als die Prüfung vorbei war fiel es mir schwer die Anspannung loszulassen. Obgleich ich wusste, dass ich mich ausreichend vorbereitet hatte und mein innerer Therapeut mir auch sagte „diese Ängste sind normal“, „beruhig dich“ und „du weißt doch, dass du es kannst“, war die Angst größer. Wenn ich jetzt die Prüfung nicht abgelegt hätte aus lauter Angst, dann spräche man von Vermeidung und dann wäre es schon nicht mehr weit von einer Examensangst zu sprechen. Sie denken jetzt sicher „wie kann es sein, dass eine Therapeutin so viel Angst hat?“. Tja das habe ich mich auch gefragt. Aber das eigentliche Problem ist nicht unsere Angst, sondern wie wir mit dieser umgehen. Angst wird erst problematisch, wenn wir anfangen sie zu vermeiden. Denn die Hauptwaffe der Angststörung ist die Vermeidung. Sie führt dazu, dass die Angst langfristig zunimmt. Das mag zunächst paradox klingen, da wir ja Erleichterung empfinden, wenn wir die angstbesetze Situation verlassen, aber genau diese Erleichterung ist es was die Angst verstärkt. Unsere Seele bzw. unser Geist funktioniert nämlich sehr verlässlich, wenn wir bei etwas ein positives Gefühl erleben (z.B. Erleichterung) werden wir das Verhalten immer wieder zeigen und die Erleichterung bestätigt uns „die Angst war real“. Selbstverständlich will keiner von uns Angst erleben. Angst ist ja rein evolutionär bedingt erst mal ein nützliches Gefühl. Was hätte es uns gebracht, wenn wir in der Steinzeit einem Säbelzahntiger begegnet wären und uns gedacht hätten „das ist ja ein süßes Kätzchen!“. Dann wären wir vermutlich nicht mehr hier. Nein wir hatten Angst und diese schützte uns. Wenn wir Angst haben wird alles in unserem Körper aktiviert (der Sympathikus aktiviert sich). Das bedeutet die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen, die Bronchien erweitern sich, die Verdauung wird eingestellt etc. Der Körper pumpt quasi seine ganze Energie in die schützenden Bewältigungsmechanismen: Kampf oder Flucht. Stellen sie sich vor sie wären, wenn sie dem Säbelzahntiger begegnen plötzlich super entspannt, würden sich am liebsten hinlegen oder müssten mal ganz dringend auf die Toilette – tja dann war´s das mit dem Überleben. Jetzt war die Angst vor dem Säbelzahntiger ja berechtigt, sie hat uns geholfen zu überleben, wohingegen die Angst vor einer kleinen Hausspinne nicht gerade unser Leben sichert, sondern uns vielmehr dazu verleitet mit Motorradhandschuhen bewaffnet den Staubsauger der Vermieterin zu holen und sie aufzusaugen mit einigem an Papier hinterher, dass sie ja nicht wieder rauskommt (kleine Anekdote eines Familienmitglieds mit Spinnenphobie). Ängste in Menschenmengen hingehen verleiten uns dazu evtl. nicht mehr die Konzerte unserer Lieblingsband zu besuchen, Kinobesuche zu vermeiden oder nicht mehr einkaufen zu gehen. Das Gemeine an der Angst ist: Sie lernt mit und bekommt nie genug. Das bedeutet, dass wir zu Beginn z.B. nur nicht um 17:30 in diesen übervollen Supermarkt gehen, später schauen wir wann am wenigsten los ist und gehen nur noch dann einkaufen, noch später gehen wir in diesen Supermarkt gar nicht mehr und wenn es blöd läuft auch in keinen anderen mehr (das ist der Nachteil von Lieferdiensten). Und da die Angst ja besonders gewitzt ist, gehen wir dann auch nicht mehr ins Kino, ins Theater, in kleine Läden, in Vorträge, vielleicht nicht mal mehr aus dem Haus. Und dann hat sich die Angst schon so ausgebreitet, dass es mir vielleicht nicht mal mehr gelingt wöchentlich zu einer ambulanten Psychotherapie zu gehen – vorausgesetzt ich habe überhaupt einen Therapieplatz. Doch was tun wenn die Angst überhand nimmt? Da die gefährlichste Waffe der Angst, wie schon gesagt, die Vermeidung ist und Feuer nur mit Wasser bekämpft werden kann braucht es jetzt die Konfrontation. Klingt anstrengend? Ist es auch! Diese können sie gemeinsam mit einer Psychotherapeutin durchführen oder sie machen selbst kleinere (oder größere) Übungen. Es gibt vor allem drei gängige Methoden in der Psychotherapie: Die systematische Desensibilisierung (klingt seltsam, ist es aber nicht), die graduelle Konfrontation und die massierte Konfrontation (klingt irgendwie nach Entspannung ist es aber nicht). Konfrontation bedeutet im Übrigen erst mal, dass man sich einer angstauslösenden Situation aussetzt und das ist der Trick – bis die Angst weg ist! Die systematische Desensibilisierung sollten sie nur unter Anleitung durchführen, da es hierbei notwendig ist ein Entspannungsverfahren zu lernen und sich dann schrittweise in sensu, also in der Vorstellung, mit dem angstauslösenden Reiz zu konfrontieren. Bei der graduellen Konfrontation sortiert man die angstauslösenden Situationen nach Schwierigkeit und beginnt mit der Leichtesten in vivo, also in der Realität und arbeitet sich dann weiter. Bei der massierten, geht es nicht wie der Name vermuten lässt um wohltuende Entspannung, sondern im Gegenteil um die Konfrontation mit der am meisten angstauslösenden Situation in der Realität. Dabei hat sich gezeigt, dass diese Art der Konfrontation am effektivsten ist – aber sie können es sich denken: Auch diejenige die am meisten Abbrüche provoziert und dann verstärkt sich die Angst ja wieder. So oder so ist die Behandlung von Ängsten mittels verhaltenstherapeutischer Techniken (wie eben beschrieben) sehr gut belegt und sehr wirksam. Also wenn sie das nächste Mal Angst haben überlegen sie sich: Ist die Angst begründet? Wenn nein, stellen sie sich der Angst, denn wenn es blöd läuft werden sie keinen Ort mehr haben an dem sie sich sicher fühlen. Und so viel Macht wollen sie doch der Spinne nicht geben oder?
von Natalie Lutz 8. Dezember 2019
Was hilft bei Depressionen? Psychotherapie: Du kannst dir Hilfe suchen, indem du einen ambulanten Psychotherapeuten suchst, der dir dann dabei hilft zunächst mal die Ursache für deine Depression zu finden und dann mit dir Schritte erarbeitet wie du aus dem Tief wieder herauskommen kannst. Wenn auch die ambulante Psychotherapie nicht hilft ist vielleicht ein Klinikaufenthalt sinnvoll. Selbsthilfe: Du kannst natürlich auch bereits selbst etwas tun: Mache Dinge die dir gut tun, oder dir gut getan haben. Unternehme positive Aktivitäten, mache Entspannungsübungen, treffe dich mit anderen. Meist hat man in der Depression den Wunsch alleine zu sein, wenig Antrieb und damit auch eher das Bedürfnis nach Ruhe und wenig Aktivität. Das ist jedoch genau das was die Depression nährt. Schreibe auf was du alles gut kannst, was deine positiven Charaktereigenschaften sind und sag dem inneren Kritiker in dir, dass er die Klappe halten soll Medikation: Es gibt viele gute Medikamente gegen depressive Episoden, nur leider eignet sich nicht jedes Medikament genau für dich. In vielen Fällen muss der Arzt erst mal das ein oder andere Medikament ausprobieren, um zu sehen welches für dich geeignet ist. Das kostet etwas Geduld und Durchhaltevermögen, da natürlich auch die ein oder andere Nebenwirkung auftreten kann.
von Natalie Lutz 8. Dezember 2019
Die ambulante Psychotherapie endet - ein Thema, welches mich derzeit viel beschäftigt, da nun einige meiner ambulanten Patienten und Patientinnen die Psychotherapie abschließen. Mit den meisten habe ich über ein Jahr gearbeitet, sie wöchentlich gesehen, durch Höhen und Tiefen begleitet, zugehört, gelacht, mir Gedanken über sie gemacht und sie ließen mich an ihrem Leben teilhaben. Es sind viele verschiedene Geschichten, sowie traurige als auch lustige Momente, die ich in Erinnerung behalte. Genauso wie es für PatientInnen oft schwer ist sich aus der ambulanten Psychotherapie zu verabschieden, ist es auch für uns Psychologen/Psychotherapeuten nicht immer einfach jemanden "Tschüss" zu sagen, den man lange begleitet hat. Ich blicke jedes Mal mit einem lachenden und weinenden Auge einem Therapieende entgegen. Zum einen freue ich mich, da es den meisten PatientInnen nach der Therapie besser geht und sie sich weiterentwickeln konnten und ich dann auch selbst das Gefühl habe etwas Sinnvolles zu tun, zum anderen mag man ja seine PatientInnen in der Regel auch und ist auch ein bisschen traurig nicht oder selten zu erfahren wie es weiterging. Und was die meisten PatientInnen nicht wissen: Sie lernen nicht nur von uns, wir lernen jeden Tag von ihnen! Ich bin jeden Tag unglaublich dankbar einen solch tollen Job zu haben und Teil von verschiedenen Leben sein zu dürfen.
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